In einem März vor einigen Jahren hatte
er dort ein Gesuch nach Weinbaufläche
inseriert. „Nicht gerade die Zeit, in der
man noch Weinberge sucht“, sagt Hal-
ler. Denn im Frühling sind bereits viele
wichtige Weichen für den neuen Jahr-
gang gestellt.
Tatsächlich meldete sich jemand auf
seine Anzeige, Haller kaufte ungefähr 45
Ar in Beuren. Schon einige Zeit davor
hatte er sich in die Gegend schockver-
liebt. „Als ich das erste Mal dort war,
wusste ich, dass ich da irgendwann ei-
nen Weinberg haben will. Die Region ist
wie Urlaub“, sagt er.
Das Täle könnte durch den Klimawandel
der „Place to be“ im Weinbau werden
Nachdem er, wie beschrieben, vergeb-
lich nach einer geeigneten Immobilie
gesucht hatte, verkleinerte er seinen
Betrieb. Ein großes Weingut mit etlichen Rebsorten wollte er in Zukunft nicht
mehr. Neben den Flächen in Beuren bewirtschaftete er nur noch einige in Cann-
statt, unter anderem in der renommierten Lage „Zuckerle“.
Doch 2021 meldete sich jemand bei ihm und fragte, ob Haller seine Weinberge
pachten möchte. „Ich hab’ gesagt, eigentlich nicht, aber ich komm’ mal vorbei“,
erzählt Haller und lacht. Er wurde doch schwach und übernahm die 1,3 Hektar in
den Neuffener Weinbergen.
Noch im selben Jahr rückte er erstmals an den Fuß des Hohenneuffens zur Lese aus
und füllte den „Weissburgunder Neuffen“ ab, der jüngst in den Verkauf ging. Etwa
1000 Flaschen gibt es.
„In Neuffen ist es kühler und regnet mehr. Das ist in Zeiten des Klimawandels bei-
des unglaublich wichtig“, sagt Haller. In seinen Cannstatter Lagen habe er vergan-
genes Jahr reichlich mit Wasser nachhelfen müssen, „nur damit die Rebstöcke
überleben, da ging es nicht um den Ertrag“. Im Täle habe er damit nicht zu kämp-
fen gehabt.
Hinzu kommt der einzigartige Boden. Wie sein Kollege Helmut Dolde aus Fricken-
hausen schwärmt auch Haller vom Jurakalk, der in der Region weit verbreitet ist.
Ein deutschlandweites Alleinstellungsmerkmal, sieht man von einigen Parzellen
im Markgräflerland ab.
„Das Verständnis ist dort auch ein ganz anderes“, berichtet Haller. Fahre er in sei-
nen Cannstatter Lagen mit den Arbeitsgeräten umher, müsse er sich teilweise vor
Spaziergängern und Fahrradfahrern rechtfertigen. „In Neuffen ist das anders. Da
weiß man, dass in einem Weinberg auch gearbeitet wird“, sagt er.